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Weltklasse zu Gast beim HC Speyer

Trotz Corona-Pandemie Hockey-Weltklasse zu Gast beim HC Speyer - wie passt das zusammen? Antwort: Per Zoom-Videokonferenz! Geschätzt zwischen 100 und 150 Nachwuchsspieler*innen, Trainer, Eltern und Interessierte lauschten gebannt am Donnerstagnachmittag für eine Dreiviertelstunde den Ausführungen von Christoph Bechmann und Tobias Hauke. Bechmann, ehemaliger Weltklassestürmer aus Speyer und derzeit hauptberuflich Bundesligatrainer beim HTHC Hamburg und sein Spieler Tobias Hauke, Kapitän der deutschen Herrennationalmannschaft, zweifacher Olympiasieger, Weltmeister und Welthockeyspieler, standen den Fragen des Speyerer Nachwuchses 45 Minuten lang Rede und Antwort. Nicht nur die Hockey-Experten erfuhren so zahlreiche interessante Fakten und Begebenheiten aus deren Sportlerleben, als die beiden aus dem Nähkästchen plauderten. Insgesamt 40 Fragen kamen am Ende zusammen und keine blieb unbeantwortet.


Gutes Gespür für Belange der Kinder

Dabei bewies insbesondere Hauke, welch gutes Gespür er für die Belange der Kinder hat. Seine Schlussworte verband er u. a. mit dem Wunsch, dass alle in dieser schwierigen Zeit dem Hockeysport treu bleiben. Er habe im Gespräch ihre Motivation und Leidenschaft für den Hockeysport gespürt; beides Eigenschaften, die Bechmann und Hauke den Kindern im Interview sehr gut vermitteln konnten. Hauke, ehemaliger Assistent des Pressesprechers des HSV Hamburg, zeigte sich in der Fragerunde als wahrer Medienprofi, der sich für die Fragen der Kinder höflich bedankte, die Kinder mit ihrem Namen ansprach und ihnen dabei das Gefühl vermittelte, sie als Gesprächspartner ernst zu nehmen.


Scherzhafte Seitenhiebe

Bechmann wiederum konnte sich ein paar scherzhafte Seitenhiebe auf seine damaligen Trainer aus gemeinsamen Dürkheimer Zeiten, Heiner Dopp, nicht verkneifen. Dopp gestand auch reumütig ein, dass er in einem verlorenen Hallenendspiel (damals verloren gegangen gegen dessen jetzigen Verein HTHC Hamburg) Bechmann hätte mehr einwechseln sollen. Dieser wiederum konterte, dass die Auswechselspieler damals während des Finales auf der Bank Skat gespielt hätten, weil der Trainer so wenig gewechselt habe.


Videosequenzen mit Gänsehaut-Effekt

Teilweise Gänsehaut pur, nicht nur bei den Zuhörern, sondern auch bei den beiden Sportgrößen, als Videosequenzen ihrer größten gemeinsamen Erfolge eingeblendet wurden, die auch den Zuschauern vermitteln konnten, was es bedeutet, am Ende ganz oben zu stehen. Beide bezeichneten es gemeinsam als „Erleichterung“, wenn ein Endspiel gewonnen wird und ein langersehnter Titel erreicht ist. Oder wie bei Haukes dritter Olympiateilnahme 2016 in Rio, als nach zwei Olympiasiegen 2008 und 2012 das Halbfinale verloren ging und die Gefahr bestand, am Ende mit leeren Händen dazustehen. Daraufhin lieferte die DHB-Auswahl im Spiel um Platz drei ihre beste Leistung ab und holte noch Bronze.


Olympische Medaillen

Genau diese Medaille holte Bechmann 2004 als Spieler in Athen, der schilderte, wie es ihm erging, nachdem die DHB-Auswahl jeweils als großer Mitfavorit 1996 nur fünfter wurde und 2000 vierter. Dank dem zugeschalteten Speyerer Nachwuchstrainer Heiner Dopp, genau wie Hauke zu seiner Zeit Kapitän der Deutschen Hockey-Herren, kamen die drei Hockeygrößen zusammen auf zwei komplette olympische Medaillensätze: Jeweils zweimal Gold durch Hauke, zweimal Silber durch Heiner Dopp (1984 und 1988) und je einmal Bronze durch Hauke und Bechmann. Und noch eine Rechnung, die vor Augen führt, mit welchen Größen es die Kinder und Jugendlichen zu tun hatten. Gemeinsam mit Dopp kommen die drei (Ex-)Internationalen auf über 900 (!) Länderspiele. Während Dopp für einige Jahre mit 286 Länderspielen Rekordnationalspieler war (belegt damit immer noch Platz 11 in der ewigen Länderspielstatistik), wird es Hauke voraussichtlich nach den diesjährigen Olympischen Spielen in Tokyo sein: Dann wird er – keine Verletzungen vorausgesetzt – seine Bilanz von bisher 351 Länderspielen in diesem Jahr wohl auf über 364 steigern. Eine unfassbare Anzahl! (Bechmann; Platz 8, absolvierte genau 300 in seiner aktiven Laufbahn.) Immerhin spielt der zweifache Familienvater Hauke seit 2007 für Deutschland und schafft seit Jahren den Spagat, Beruf, Familie und Sport zu vereinbaren. Als Entspannung nennt er auf Nachfrage Kochen und Golf spielen, was er neben dem Hockey noch für Hobbys habe.


Schönste Momente nicht nur international

Bechmann und Hauke eint gemeinsam der Triumph, mit dem HTHC Hamburg 2014/15 alle vier möglichen nationalen und internationalen Vereinstitel als Trainer/Spieler mit dem HTHC binnen eines Jahres gewonnen zu haben. Laut Bechmann bisher von keinem anderen Verein erreicht im europäischen Hockey.

Trotz vieler internationaler Erfolge, Olympia-Medaillen, Champions Trophy-Siegen, WM- und EM-Titel, beide nannten es als für sie persönlich größte Erfolge, auch mit ihren Vereinsmannschaften erfolgreich zu sein. Bechmann erinnerte weit zurückblickend an den Aufstieg in die 2. Feldhockey-Bundesliga 1991 mit dem HC Speyer im Berliner Olympiastadion, der immer noch für ihn zu einem den schönsten Momenten in seiner Karriere zählt. Damals gelang dem HCS erst im „Nachsitzen“ der Aufstieg. Im ersten Aufstiegsspiel daheim unterlag man knapp mit 0:1 der Mannschaft des TSV Mannheim, in der damals ein gewisser Uli Weise spielte (heute u. a. Nachwuchstrainer bei den Blau-Weißen) und ebenfalls interessierter Zuhörer. In Berlin wurde dank zahlreicher Bechmann-Treffer dann der Aufstieg klar gemacht.


Motivations-Kick "Hockeyzeugnis"

Und da auch die große Hockey-Welt bekanntlich klein ist: Auch Ulis Bruder Markus spielte damals für den TSV Mannheim. Deren Trainer hieß Peter Schmidt, der wiederum etwas später einige Jahre als Herrentrainer am Weiherhof wirkte. Aber zurück zu Markus Weise: Der erfolgreichste deutsche Hockey-Bundestrainer aller Zeiten (Olympisches Gold 2004, 2008 und 2012 mit den deutschen Damen und Herren) war es, der Hauke zu Beginn seiner internationalen Karriere ein Zeugnis ausstellte, welches eigentlich wenig Hoffnungen auf eine solch große Karriere machte: Technik super, aber Ausdauer: Note 5 und Schnelligkeit: Note 6. Doch der Hamburger nahm sich die Worte seines Bundestrainers zu Herzen und arbeitete an seiner Physis. Von da an war er seitdem aus keiner deutschen Mannschaft mehr wegzudenken: Egal ob Olympia, Welt- oder Europameisterschaft: Wenn er in all den Jahren Länderspiele versäumte, dann nur verletzungsbedingt. Ansonsten war der nach seinem Vereinstrainer „weltbeste“ Hallenspieler auch im Feld stets eine Stütze der Nationalmannschaft und führt dort im Mittelfeld als Spielmacher Regie.


Internationale Karriere - später Durchbruch

Und noch etwas eint Bechmann und Hauke: Beide durchliefen die deutschen U16 und U18 Nachwuchsnationalmannschaften, aber erst spät gelang ihnen der richtige Durchbruch. Bechmanns internationale Karriere endete kurz vor der U21, um dann nach einer erfolgreichen Militär-Weltmeisterschaft mit vielen Bechmann-Toren erst ein paar Jahre später im A-Kader eine Fortsetzung zu finden („Ich hatte Glück, dass mich der damalige Bundestrainer wieder eingeladen hat“). Hauke wiederum war in der DHB-Jugend eher ein Ergänzungsspieler und selten Stammspieler. Erst, als beide individuell an ihrer Physis arbeiteten, wurden sie zu Stammspielern im A-Kader. Eine Botschaft, die hoffentlich bei den Kindern Gehör fand: Man muss nicht bereits als Jugendspieler top sein, um später erfolgreich zu sein und es lohnt sich definitiv, Athletiktraining zu machen!


Zahlen, Daten, Fakten & Rituale

Einen großen Unterschied zwischen den beiden konnten die Kinder aber erfragen: Während der gelernte Stürmer Bechmann in seinen 300 Länderspielen auf insgesamt 179 Tore kam, dauerte es bei Hauke bis zu seinem 75 Länderspiel, bevor er das erste Mal traf. Die meisten seiner bisher 33 Länderspieltoren erzielte er in der Halle.

Sehr interessant für die Zuhörer auch die Tatsache, dass Tobias Hauke vor dem Spiel immer ein festes Ritual verfolgt: Zuerst wird der linke Schienbeinschützer angezogen (der deshalb auch mit links markiert ist) und dann der rechte. Weitere Rituale, um das Wort „Aberglaube“ zu vermeiden: Am Tag nach einem Sieg wird dieselbe Trikotfarbe erneut getragen; das Schläger-Griffband wird alle zwei bis drei Wochen gewechselt und wenn ein Spiel verloren wurde, sofort!


Geheimnis des Erfolgs

Bechmann gab wiederum bereitwillig das Geheimnis des Erfolgs preis: So wenig Gegentore wie möglich zu bekommen und vorne so viele Tore wie möglich reinmurmeln. Hauke ergänzte, dass sein Trainer stets fordere, den Ball schnell auf das gegnerische Tor zu bekommen. Die Mannschaft des HTHC Hamburg scheint die Worte ihres Trainers zu beherzigen: Die Hamburger stellen vor Beginn der Play-Off-Spiele den zweitbesten Angriff und verfügen über die beste Abwehr der Liga. Eine gute Ausgangsposition, um in den Viertelfinalspielen gegen den Mannheimer HC zu bestehen.


Zahlreiche Videosequenzen am Anfang und Ende des Interviews rundeten das Gespräch ab. Beide Sportler kamen absolut glaubhaft und sympathisch rüber. Leider rief dann beide zu einer Mannschafts-Taktikbesprechung und Videoanalyse des Viertelfinalgegners. Doch auch, nachdem sich die beiden verabschiedet hatten, blieben viele Teilnehmer noch online dabei und sahen Zusammenschnitte und Szenen aus Länderspielen und vom Gewinn der Hamburger der EHL 2014, vergleichbar mit der Champions League im Fußball.


Wer mehr über das Interview mit den beiden erfahren will: Wir werden das gesamte Interview demnächst in Abschnitten auf unserer Homepage zur Verfügung zu stellen.



Nur eine kleine Auswahl der interessierten Meetingteilnehmer...



Ein unprätentiöser Weltstar steht Rede und Antwort

Der größte gemeinsame sportliche Erfolg: Gewinn der EHL 2014




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