ZOOM-INTERVIEW MIT CHRISTOPH BECHMANN UND TOBIAS HAUKE AM 22. APRIL 2021, 17.00 – 17.45 Uhr; Moderation: Matthias Bechmann, Fragen: HCS-Nachwuchs
Wann habt ihr mit Hockey angefangen?

Chris: Mit 4 Jahren. Meine ganze Familie hat gespielt. Meine Eltern, Großeltern sowie meine beiden Brüder.
Tobi: Ich habe mit 4 Jahren begonnen. Erst in der Ballschule. Meine beiden älteren Schwestern haben schon Hockey gespielt und deshalb war ich sowieso geprägt und immer schon auf dem Hockeyplatz.
Habt ihr in Jugend-Auswahlmannschaften gespielt?
Chris: Ich war in der DHB U16 und U18. Dort wurde ich von dem damaligen Trainer nicht genug unterstützt. Erst im A-Kader bin ich so richtig durchgestartet.
Tobi: Ich kam in die Hamburger Auswahl mit 13 oder 14 Jahren. In der U16 und U18 war ich jedoch nur Ersatzspieler. Das ging bis zur U21. Erst im A-Kader hat meine Entwicklung so richtig eingesetzt.
Wie wurdet ihr so erfolgreich?
Chris: Ich sage immer es gibt zwei Dinge, die im Hockey wichtig sind:
1. Die Abwehr und...
2. ...der Sturm. Dort habe ich gespielt. Hier reicht nicht nur das Können am Schläger. Man braucht auch die Fähigkeit zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Und diese Fähigkeit wurde bei mir erkannt.
Tobi: Mit Fleiß! Ich hatte die Technik. Bei mir war die Athletik das Problem. Ich war immer

einer der Kleinsten und Schmächtigsten. Daran habe ich gearbeitet und aufgeholt. Am Anfang hat mir Markus Weise (Anmerkung des Verfassers: Der ältere Bruder von Uli Weise; der erfolgreichste deutsche Hockey-Bundestrainer aller Zeiten; Olympisches Gold 2004, 2008 und 2012 mit den deutschen Damen und Herren) ein Zeugnis ausgestellt: Technik super, aber Ausdauer: Note 5 und Schnelligkeit: Note 6. Daran habe ich dann auch mit einem Individualtrainer gearbeitet.
Wann habt ihr gemerkt, dass ihr Hockey professionell spielen möchtet?
Tobi: Als ich 2007 gemerkt habe, was es für einen Unterschied macht, im A-Kader zu spielen. Das Geld allerdings muss woanders verdient werden.
Chris: Beim Gewinn der Militär-Weltmeisterschaft mit Deutschland habe ich unglaublich viele Tore geschossen und der damalige Bundestrainer, Paul Lissek, hat mich dann in den A-Kader geholt. Der erste Lehrgang war für mich sehr anstrengend, weil ich das nicht gewohnt war.
Wieviel Stunden gehen in der Woche an Training drauf?
Tobi: In der Vorbereitung trainiere ich natürlich öfter. Mit dem Team trainieren wir von Montag bis Freitag 4-mal die Woche. Das sind etwa 9 - 10 Einheiten pro Woche. Hinzu kommt Athletik-Training, das mittlerweile sehr wichtig ist.
Wieviel Stunden sind das in etwa in der Olympia-Vorbereitung?
Tobi: Ohne Spiele komme ich auf etwa 15 bis 17 Stunden in der Woche.
Macht euch Athletik-Training Spaß?
Chris: Das soll Tobias beantworten.
Tobi: In jungen Jahren: Nein! Aber es hat sich gewandelt und jetzt mache ich es gerne. Es gehört einfach dazu.
Was hältst du von Hockey und Yoga?
Tobi: Man hört immer öfter davon. Auch, dass es im Damenbereich sehr viele praktizieren. Aber für mich ist das nichts.
Es wird ein Clip gezeigt von einem Hallenendspiel gezeigt: DM-Finale HTHC gegen RW Köln. Hier schießt Tobi Hauke mit sehr viel Willen und Leidenschaft im Alleingang ein Tor. Hamburg gewann am Ende den Titel.
Chris: Wenn Tobi einen Lauf hat, ist er nicht zu verteidigen. Er ist für mich der (welt-)beste Hallenspieler.
Wie fühlt man sich nach einem Titelgewinn?
Chris: Ich werde das Gefühl, 2002 Weltmeister zu werden, nie vergessen. Es war ein unfassbares Gefühl. Alles, was man dafür tut, hat sich in diesem Moment gelohnt. Eine Befreiung. Eine der schönsten Abende, die ich erleben durfte.
Tobi: Da muss ich dem Coach Recht geben. Die Befreiung ist groß. Mit der Mannschaft zusammen, auf so einer großen Bühne … die Momente, die Abende, die Stunden sind einige der schönsten meines Lebens. Jeder Sieg ist einzigartig. Doch der Olympia-Gewinn in London war für mich etwas ganz Besonderes.
Wie würdet ihr eine Mannschaft aufstellen?
Chris: Als erstes analysieren wir die Gegner. Wie steht die Verteidigung? Wie greifen sie an? Danach richten wir die Mannschaft aus.
Hattet ihr einen Tiefpunkt in eurer Karriere und wie seid ihr damit umgegangen?
Tobi: Es gibt tatsächlich zwei Tiefpunkte, an die ich mich noch gut erinnere:
1. Die Halbfinal-Niederlage bei den Olympischen Spielen in Rio. Bei einer WM oder EM geht es nur ums Gewinnen. Aber bei Olympia gibt es für die ersten drei Plätze Medaillen. Als das Spiel gegen Argentinien im Halbfinale verloren wurde, haben wir als Team in der Kabine Klartext gesprochen. Da haben wir uns deutliche Worte um die Ohren (gehauen). Am nächsten Tag haben wir das beste Spiel des Turniers bestritten und uns die Bronze-Medaille erkämpft.
2. Meine Knorpelschaden-Verletzung am Knie war schlimm für mich. Damals war nicht klar, ob ich weiter Hockey spielen kann. Doch ich habe einen guten Arzt gefunden, der mich gut behandelte. Nach der OP bin ich wieder auf ein gutes körperliches Niveau gekommen.
Chris (scherzhaft): Als ich mit dem Dürkheimer HC ein Hallenendspiel um die Deutsche Meisterschaft verloren habe.
Heiner Dopp (war damals der Trainer): Ich gebe zu, ich hätte damals mehr wechseln müssen und dich mehr spielen lassen sollen.
Chris: Wir vier Auswechselspieler haben damals während des Finales auf der Bank Skat gespielt (Anmerkung des Verfassers: Damals wurde noch sehr selten gewechselt und die Stammspieler haben teilweise 60 Minuten durchgespielt).
Früher haben Hockey-Spieler oft durchgespielt. Könntest du das heute noch, Tobias?
Tobi: Durchgespielt wird heute nicht mehr. Vielleicht, wenn ich mal in die Abwehr rotiere, um mich etwas zu erholen.
Chris: Tobi ist auf der Bank nicht zu ertragen. (Alles lacht.)
Welche Länder habt ihr mit euren Teams bereist, besuchen können?
Chris: Ich war oft in Asien. In Pakistan und Indien sowie Australien. Das waren alles tolle Eindrücke. Asien hat mir sehr gut gefallen.
Tobi: Wir waren oft in Europa unterwegs, in Belgien, Holland und so. Aber ich habe auch schon in Frankreich und Polen gespielt. International war ich in Indien, Brasilien, Argentinien, Australien und Neuseeland. In Südafrika treffen wir uns regelmäßig zum Zentrallehrgang.
Fortsetzung folgt...
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